Das Ende von gesponserten Rezensionen auf Amazon
Wer in den letzten Jahren Rezensionen auf Amazon gelesen hat, wird bemerkt haben, dass ein Zusatz in manchen Rezensionen aufgetaucht ist. Dieser besagt, dass der Rezensent das bewertete Produkt gratis oder vergünstigt bekommen hat, im Austausch gegen seine ehrliche, unvoreingenommene Meinung. In E-Commerce-Kreisen nennt man diese Rezensionen gesponserte Rezensionen oder auch incentivised reviews. Obwohl in der Regel großer Wert auf Objektivität gelegt wird, fallen die gesponserten Bewertungen laut einer umfangreichen Studie von ReviewMeta offenbar positiver aus als “echte” Rezensionen. Im Laufe der Zeit sind diese vermeintlich beeinflussten Rezensionen auffällig geworden, wodurch es zu Beschwerden seitens der Konsumenten kam, die sich nicht aufrichtig beraten fühlten. Es stellt sich nun die Frage, welche Auswirkungen diese Veränderung auf die Rezensionsplattformen sowie auf den Online-Marktplatz generell hat.
Chee Chew, Vizepräsident der Verbraucherorganisation auf Amazon im Großraum Seattle, konstatierte am 3. Oktober 2016 was allgemein bekannt ist, nämlich, dass die Kundenrezensionen zu den wertvollsten Werkzeugen für informierte Kaufentscheidungen der Konsumenten auf Amazon zählen. Durch einen Algorithmus, der den neueren, hilfreicheren Rezensionen mehr Bedeutung beimesse, haben sie das Rezensionsmanagement bereits verbessert, so Chew. Es würden nun striktere Kriterien angewandt um eine Qualifikation für die Kennzeichnung verifizierter Kauf zu erhalten. Die Personen, die Rezensionen gefälscht oder auf unqualifizierter Basis geschrieben haben, sollen gesperrt und sogar verklagt werden. Die Richtlinien von Amazon hätten eine Vergütung von Rezensionen stets untersagt, bis auf eine Ausnahme: Rezensenten konnten eine Bewertung gegen den kostenlosen oder vergünstigten Erhalt des Produktes schreiben, vorausgesetzt sie veröffentlichten diese Information. Chew betont, dass gesponserte Rezensionen nur einen winzigen Teil der Rezensionen auf Amazon darstellen. Adäquat und objektiv geschrieben, können diese für andere Kunden hilfreich sein, da sie ein Rezensionsfundament für neue oder weniger bekannte Produkte schaffen.
Eine sichere Alternative bildet das Amazon Vine Programm, das es bereits seit mehreren Jahren gibt - bislang ausschließlich für Vendoren. Amazon – nicht die Seller oder Vendoren – identifizieren und laden vertrauenswürdige und hilfreiche Rezensenten ein, ihre Meinungen zu neuen oder noch nicht veröffentlichen Produkten auf Amazon zu teilen. So solle verhindert werden, dass positive Bewertungen gesponsert und Kunden in ihrer Kaufentscheidung beeinflusst werden. Die Anzahl der Rezensionen zu jedem Produkt ist im Rahmen des Vine Programms limitiert. Die Änderungen der Rezensionsrichtlinien beziehen sich nur auf Produkt-Kategorien, nicht auf Bücher.
Viele der amerikanischen Rezensenten haben bereits jetzt von Amazon gelöschte Rezensionen beklagt, da sie sie als grundlos entfernt empfinden. Dem Blogpost zum Update der Kundenrezensionen ist zu entnehmen, dass Amazon bald weitere Neuigkeiten verkünden wird. Dies könnte bedeuten, dass eventuell auch Seller in Zukunft das Amazon Vine Programm nutzen können werden.